Eine besondere Unterrichtsstunde erlebten die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Gymnasiums Traben-Trarbach am 14.11.25, als die Theaterpädagogin Katharina Hille und die Schauspielerin Eva Stempel eine szenische Lesung aus dem Tagebuch der Anne Frank präsentierten. Das etwa einstündige Stück, ergänzt durch eine gemeinsame Nachbesprechung, hinterließ bei den Jugendlichen einen nachhaltigen Eindruck.
Eva Stempel trug zentrale Tagebucheinträge und Briefstellen als eindringliche szenische Lesung vor. Mit wenigen, aber gezielt eingesetzten Requisiten – darunter auf einer Wäscheleine aufgehängte Textauszüge – gelang es, die Atmosphäre des Hinterhauses lebendig werden zu lassen. Die sogenannte „vierte Wand“ wurde mehrfach durchbrochen: Stempel suchte immer wieder den direkten Blickkontakt mit den Schülerinnen und Schülern und sprach sie an, wodurch diese unmittelbar in das Geschehen einbezogen wurden.
Die Darstellung führte das Publikum durch ein breites Spektrum an Emotionen: Hoffnung, Ironie und kleine Momente der Freude wechselten sich ab mit Trauer und Verzweiflung. Besonders die Feinheit der Inszenierung und das sensible Spiel der Schauspielerin sorgten für spürbare Betroffenheit im Raum.
In der anschließenden Gesprächsrunde diskutierten die Schülerinnen und Schüler aufmerksam über die eingesetzten Theatermittel – etwa die Frage, welche Wirkung eine real geschälte Kartoffel auf der Bühne erzeugt. Die Diskussion machte deutlich, dass die Jugendlichen sowohl die ästhetischen Entscheidungen als auch die historischen Hintergründe gut nachvollziehen konnten.
Besonders bewegend war der dramaturgische Rahmen: Zu Beginn schlüpfte Eva Stempel sichtbar in die Rolle der jungen Anne Frank, indem sie sich die Schuhe anzog und damit die Verwandlung einleitete. Nach dem abrupten Ende der Tagebuchaufzeichnungen verließ sie schließlich ohne weitere Inszenierung den Raum – ein stiller Moment, der die Schülerinnen und Schüler sichtlich berührte, bevor der Applaus einsetzte.
Die szenische Lesung zeigte eindrucksvoll, wie Theaterpädagogik historische Inhalte lebendig und emotional erfahrbar machen kann – ein wertvoller Beitrag zur Erinnerungskultur der Schule.












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