Ein erster Eindruck von unserer Begegnung mit einem fast Hundertjährigen: Ein mehr als rüstiger Herr, der es intellektuell noch mit jedem von uns aufnehmen kann, mit einem beeindruckendem Gedächtnis an Namen, Daten und Ereignissen, das seinesgleichen sucht.

Werner Böer (Jahrgang 1925) wird in einem Umfeld groß, das antisemitisch geprägt ist und das ihn schon als kleiner Junge mit dem Begriff „Jude“ durchweg negative Gefühle, bis hin zu Angst, verbinden lässt. Er berichtet von seiner schulischen Laufbahn, seinem Berufswunsch, Meteorologe zu werden und wie ein Krieg ihn dann eine ganz andere Laufbahn einschlagen ließ. Werner Böer wird Lehrer.
Nicht selten sind seine Ausführungen geprägt durch Kontraste, zum Beispiel in Bezug auf die Lehrkräfte in seiner Schulzeit, die zum Teil überzeugte Nazianalsozialisten waren oder es durch Gestik, Mimik und Sprache verstanden, ihre Opposition zum Regime, wenn auch versteckt, offenzulegen. Oder aber die faire Behandlung in englischer Kriegsgefangenschaft und im Gegensatz dazu die Behandlung in französischer Gefangenschaft, die von Hunger, Ausbeutung, Gewalt und auch Tod geprägt war. Selbst in diesen Beispielen differenziert Herr Böer, wenn er von polnischen Arbeitern berichtet, die ihm in dieser Zeit das Überleben mit Pellkartoffeln sicherten oder von einer Madame, die ihm seine Wasserflasche wiedergab, die ihm vorher von einem französischen Aufseher weggenommen wurde. Er deutet Grenzsituationen in seinem Leben an und wie er diese u. a. mit Hilfe von Zufall, Glück und der Menschlichkeit anderer, aber gewiss auch innerer Stärke durch- und überleben konnte.
99 Minuten mit einem fast Hundertjährigen reichen dann aber doch nur aus, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen und an der Oberfläche zu kratzen. Es war ausgesprochen kurzweilig und interessant , diesem erfahrenen Pädagogen zuzuhören und ihm Fragen stellen zu dürfen.
Seine Art war zu keiner Zeit belehrend, allerdings wurde dennoch deutlich, dass er einen Appell an die Jugend herantragen möchte. Durch sein ganz persönliches Beispiel eines Kindes, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, der durch eine Gesellschaft von Uniformität, Flaggen und Wir-Gefühl bzw. Intoleranz, Angst, Hass, Feindbildern und Ausgrenzung geprägt wurde, möchte er auf die Gefahren hinweisen, die sich im Dunstkreis dieser Begebenheiten ergeben haben und jederzeit wieder ereignen könnten: „Fahnen sind Drogen für das Wir-Gefühl und berauschen.“ ,so Werner Böer, und Begriffe wie „völkisch“ oder Aussagen wie „Das System muss geändert werden.“ sind gefährlich und sollten uns hellhörig machen.
Wir möchten uns nochmals herzlich für die Zeit bedanken, die uns Herr Böer geschenkt hat und würden uns sehr freuen, auf sein Angebot eingehen zu dürfen und ihn bald wieder bei uns begrüßen zu können.

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