Fast 29 Jahre nach dem Fall der Mauer können sich die meisten Jugendlichen nicht vorstellen, wie es gewesen sein muss in einem Land zu leben, in dem Reise- oder Meinungsfreiheit nur auf dem Papier zu den Grundrechten zählten. Die reale Begegnung mit Zeitzeugen aus der ehemaligen DDR ermöglichte dem Jahrgang MSS 2 einen Einblick in die alltäglichen Auswirkungen des Lebens im real existierenden Sozialismus.
Schriftstellerin Gisela Rein, 1938 in Nordhausen geboren, 25 Jahre Horterzieherin im Schuldienst in der DDR und Mutter von 4 Kindern und Dichter und Erzähler Claus Irmscher, 1939 in Leipzig geboren, Schlosser, Angestellter, Bürgermeister, Theaterdirektor, Schichtarbeiter, Außendienstmitarbeiter, Redakteur und Reporter, der nach anfänglicher Unterstützung mit seinen Schriften zum stillen Kritiker des DDR-Systems wurde, lasen aus Claus Irmschers Buch „Vom Regen in die Traufe – wie Schraps in die Marktwirtschaft stolpert“. Das Buch ist überwiegend in Reimform verfasst, eingeschoben sind offizielle Schreiben und Witze des Radios Jerewan, einem fiktiven Radiosender, der unter dem sozialistisch-kommunistischen System Zuhörerfragen beantwortete und so eine Form der Systemkritik darstellte.
Mithilfe der Figur Schraps wird detailliert das Leben eines braven Bürgers während der SED-Herrschaft erzählt. Die durch den Fall der Mauer entstehende Hoffnung auf bessere Zeiten und „blühende Landschaften“ erfüllt sich für Schraps nicht. Er muss, da schon relativ alt, verzweifelt nach Arbeit suchen, empfindet die soziale Markwirtschaft als kalt.
Gisela Rein und Claus Irmscher beantworteten nach ihrem Vortrag Fragen der Schüler und Schülerinnen zum Alltag in der DDR.
Die Schulgemeinschaft bedankt sich herzlich.
Anette Heintzen; OStR‘
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