Die Veranstaltungen zum Schuljubiläum des Gymnasium Traben-Trarbach gingen zum Ende des Schuljahres Schlag auf Schlag.
„Wenn eine Schule Geburtstag hat, dann drängt sich ein Thema wie das unsere fast auf:   Was kann /muss Bildung leisten angesichts der Herausforderungen unserer Zeit?“, so Schulleiter Jochen Wiedemann in seinen einführenden Worten.

Und passend zum Jubiläum war auch, dass außer Bettina Brück (Staatssekretärin Ministerium für Bildung des Landes RLP) alle Ehemalige und AbiturientInnen des Traditionsgymnasiums waren.
Professor Dr. Hans-Jürgen Steffens von der Hochschule Kaiserslautern (Abi 1970), Professor Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (Abi 73), Simone Helm (Poetry, Abi 95) und schließlich Finn Ludwig und Moritz Klein, die ihr Abitur 2024 absolvieren werden. Selbst der Moderator Karsten Umlauf von SWR 2 hat sein Abitur 1992 am Moselgymnasium absolviert! An diesen gab Wiedemann die Moderation dann auch nach seiner Begrüßung ab. Der ließ zuerst Simone Helm zu Wort kommen, die einen äußerst kritischen Poetry-Slam-Text vortrug, der zur Kontroverse anregte:

„Ihr wollt Demokratie? Dann verzeih ich euch nie …“, so der häufig wiederkehrende Satz dieses Gedichtes. Da war von Schule als „Lernfabrikfließband“ die Rede und davon, dass es dort um Religion, Macht und Kontrolle gehe. Sie sei zum Teil in einer Zeit stecken geblieben, in der es um die Erziehung von Untertanen gegangen sei, um Macht und Gehorsam. Diese engagierten Verse waren ironisch, sarkastisch und äußerst kritisch und manchmal auch bitter, zumal Helm nicht nur aus der eigenen Erfahrung ihrer Schulzeit zehrte, sondern mit ihrem Text auch die Schulzeit ihrer Kinder reflektiert hat. Dieser künstlerische Text sollte und wollte mit seinen Ansätzen von Schulbashing provozieren. Gefragt nach den ersten Reaktionen auf dem Podium stimmten Finn Ludwig und Moritz Klein als aktuelle Schüler zwar zu, dass Lernen viel mit Zwang zu tun habe, etwa bei der Vorbereitung auf Kursarbeiten und sie plädierten für nachhaltiges Lernen. Sie betonten aber auch, dass gerade am Gymnasium Traben-Trarbach Raum für soziales Lernen und Demokratiebildung eröffnet werde, zum Beispiel in der SoR-AG (Schule ohne Rassismus). Wichtig sei es, mehr Spaß am Lernen zu vermitteln, denn nur mit Spaß lasse sich gut lernen. Aber sie räumten auch ein, dass „büffeln“ einfach dazugehöre.
Schnell gingen die Diskutierenden zu möglichen Zukunftsperspektiven in der Bildung über: Bettina Brück zeigte sich zunächst sehr betroffen von Helms Text, denn auch schon in ihrer Schulzeit (Abi 87, Hermeskeil) habe es demokratische Strukturen in der Schule gegeben. Und heute gebe es in Rheinland-Pfalz den Klassenrat, das Schülerparlament und die SchülerInnenvertretung. Dann wies sie auf eine neue Initiative hin: Schule der Zukunft mit individueller Förderung und einem Schulentwicklungsprozess, der von unten gestartet werden solle. Man wolle Kinder damit fit machen für die Veränderungen des 21. Jahrhunderts. Sie sprach in diesem Zusammenhang von offenen Lernlandschaften, Projekten und der Diskussion über die 45-Minuten-Taktung von Unterricht.

Der Schüler Finn Ludwig unterstützte Brücks Aussage, man solle vielleicht mehr in Projekten lernen. Außerdem seien die Lehrpläne so vollgepackt, dass Thema für Thema abgehandelt werde und man gezwungen sei, so schnell wie möglich den Schulstoff zu lernen. Und Moritz Klein gab zu bedenken: „Sprechen und Zuhören reicht nicht, vielleicht sollte man das, was Schüler sagen, auch mal ernst nehmen!“

Professor Dr. Steffens konstatierte: „Ich hab‘ Schule gemocht“. Aber er habe Jugendfreunde gekannt, denen das nicht so gegangen sei und die ähnlich wie Frau Helm gelitten hätten. Sein erster Eindruck sei, dass es sich bei diesem Text um einen „authentischen Aufschrei einer gequälten Seele“ handele. Angesprochen auf Demokratie in der Schule sagte Steffens: „Wir wissen besser als die Schüler, was zu lernen ist. Schüler brauchen in jungem Alter Anleitung, später mehr Freiheit und Demokratie“.

Professor Dr. Stratmann äußerte seine Probleme mit dem Text, denn er habe Schule erlebt als großen Freiraum, zumal ihm sein damaliger Chemielehrer einen Schlüssel für den Chemieraum gegeben habe, so dass er nachmittags Experimente habe durchführen können.

Dann sprach er von der ungeheuren Dynamik der heutigen Zeit, die mit Risiken und Chancen verbunden sei. „Darauf muss Schule vorbereiten!“, so Stratmann. Schule müsse sich aus dem Kästchendenken befreien und flexibler werden. Lehrpläne sollten entschlackt werden, Altes aufgegeben, wenn Neues hinzugefügt wird. Allerdings müsse Schule das Rüstzeug eines robusten Wissens von Mathematik, Informatik und Naturwissenschaft vermitteln. Auf dieser Basis sollte sie entscheiden helfen, was man später nach dem Abitur machen will, nämlich das, was man spannend findet.

In einem Schülerinnenbeitrag aus dem Publikum betonte Emmi Schütz, dass es wichtig sei, an der Schule Lernen zu lernen und in frühen Jahren Spaß am Lernen zu wecken. Auch Simone Helm argumentierte in diese Richtung: „Spielen und Lernen zu trennen ist ein grober Fehler!“ Es sei eine Fehleinschätzung, dass Lernen eine Arbeit sei. Es müssten sinnvolle Beziehungen herrschen zwischen Lehrern und Schülern, das unterstütze das Lernen besonders.

Dann schilderte der Schulleiter abschließend, er habe ChatGPT gefragt, wo ChatGPT selbst die Grenzen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI) in der schulischen Bildung sehe. Treffend beschreibt die KI die Aspekte, die Lernen in der Schule ausmachen: Das Lernen in Beziehungen und sozialer Interaktion.

Am Ende bedankte sich Wiedemann bei allen Beteiligten, sprach aber seinen besonderen Dank der Organisatorin der Veranstaltung Anette Heintzen aus!

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